Kurze WM-News - 07.Juli 2011

DFB-Elf trifft auf Geheimfavorit Japan

Titelverteidiger gegen Geheimfavorit: Mit einem Sieg gegen Japan will die DFB-Elf am Samstag ihre Jagd nach dem dritten WM-Titel fortsetzen. Dabei kann das Team wieder mit den zuletzt angeschlagenen Melanie Behringer und Linda Bresonik rechnen. Ob sie in die Startformation zurückkehren, ist noch offen. Sie würden dann Bianca Schmidt und Fatmire Bajramaj verdrängen.

Die Japanerinnen wollen fehlende physische Stärke und Größe mit kreativem und lauffreudigem Offensivspiel wettmachen. Ziel der „Nadeshiko“ (Prachtnelke) laut Trainer Norio Sasaki: der WM-Titel.

 


 

Prinz: "Habe mir zu viel Druck gemacht"

Spielführerin Birgit Prinz ist nach ihrer Pause im letzten WM-Vorrundenspiel wieder heiß aufs Fußball spielen. „Ich habe die letzten Tage gebraucht, um mich zu sortieren und zu verstehen, dass ich mir zu viel Druck gemacht habe“, sagte Prinz bei der DFB-Pressekonferenz. „Aber ich habe das Gefühl, dass ich meine PS wieder auf die Straße bringe. Ich bin definitiv in der Lage, zu spielen.“

An einen Einsatz in der Startelf im Viertelfinale gegen Japan am Samstag glaubt sie allerdings nicht: „Es gibt keinen Grund, in der Offensive etwas zu ändern.“

 


 

Kommentar: "Bravo, Birgit"

„Offen, ehrlich, dazu sorgsam gewählte Worte, die sogar ein wenig Verständnis für die Motivation ihrer Kritiker implizierten.“ So beschreibt eine Reporterin Claudia Neumann den Auftritt von Birgit Prinz bei der DFB-Pressekonferenz am Donnerstag.

„Sie offenbarte ihre innersten Gedanken, ihre Gefühle nach der im Frauenfußball noch nie da gewesenen medialen Welle der Kritik. Und, dabei bleibt sie offen und selbstkritisch, die Mechanismen rund um diesen WM-Hype klug reflektierend. Meine absolute Hochachtung! Dieser Auftritt hatte Stil.“

 


 

Almsick unterstützt Birgit Prinz

Die formschwache Birgit Prinz hat Rückendeckung von Franzika van Almsick bekommen. „Birgit Prinz protestiert nicht laut, stellt sich hinter das Team, das zeugt von Größe“, schrieb der Ex-Schwimmstar in seiner „Welt kompakt“-Kolumne. „Deshalb funktioniert auch der Vergleich zu Ballack ganz und gar nicht, weil der eine solche Rolle nicht hat einnehmen wollen.“

Unabhängig davon, ob sie spiele: „Birgit Prinz ist ein wichtiger Teil der Mannschaft. Eine dreifache Weltfußballerin in den eigenen Reihen zu haben, gibt dem gesamten Team Selbstbewusstsein und Motivation“.

 


 

Frankreich hat schon resigniert

Birgit Prinz lässt grüßen: Ausgerechnet Englands Star-Spielerin Kelly Smith läuft bei der WM ihrer Form hinterher. Im entscheidenden Vorrundenspiel gegen Japan musste die 32-Jährige nach 62 Minuten vom Feld. Die Offensivkraft hofft, dass sie sich noch steigern kann. Darauf setzt auch Trainerin Hope Powell, wenn es im Viertelfinale am Samstag gegen Frankreich geht.

Die Grande Nation scheint den Titel schon abgehakt zu haben. „Wir sind noch im Rennen um den 2.Platz“, sagte Nationaltrainer Bruno Bini der 2-4 Vorrundenpleite gegen Deutschland.

 


 

Australien trumpft auf

Überraschend ist Australien zum zweiten Mal nach 2007 in ein WM-Viertelfinale eingezogen: Die „Matildas“ schalteten Norwegen aus, das erstmals bei sechs WM-Teilnahmen nicht in die K.o.-Runde einzog. Die Hoffnungen liegen auf Stürmer-Wunderkind Kyah Simon, die mit zwei Treffern Australien allein in die nächste Runde brauchte.

Dort geht es am Sonntag in Augsburg gegen Schweden. Die Nordlichter feierten in der Vorrunde im vierten Anlauf den 1.Sieg gegen die US-Girls bei einer Weltmeisterschaft. Top-Stürmerin ist Lotta Schelin vom Champions-League-Sieger Olympique Lyonnais.

 


 

Klassiker im Viertelfinale

Der Klassiker steigt in Dresden: Olympiasieger und Weltranglisten-Primus USA gegen die Ballzauberinnen aus Brasilien. Angeführt von Marta wollen die Südamerikanerinnen einen weiteren Schritt zum ersten WM-Titel machen. Dreimal stand die vermeintlich beste Fußballerin der Welt schon im Finale, dreimal ging sie leer aus. Neben ihr glänzen noch Cristiane und Außenverteidigerin Erika.

Die USA gelten trotz der 1-2 Niederlage gegen Schweden im letzten Vorrundenspiel als die weitaus homogenere Mannschaft und sind weiter Topfavorit auf den Titel.

 


 

Halbzeit-Bilanz

Tore: Nach der Vorrunde haben die 16 Mannschaften in 24 Spielen 60 Treffer erzielt – im Schnitt 2,50. Das sind deutlich weniger als 2007 in China ( 85 / 3,54 ) und 2003 ( 81 / 3,38 ) in den USA.

Zuschauer: 597.644 Besucher kamen zu den Gruppenspielen in die neun WM-Stadien, im Schnitt 24.902.

Einschaltquoten: 16,39 Millionen sahen Deutschlands 1-0 Sieg gegen Nigeria, beim Frankreich-Spiel lag der Marktanteil ebenfalls über 50% - Rekord.

Public Viewing: Der Andrang hält sich in Grenzen. Nur die größte Fanmeile in Frankfurt platzt bei deutschen Spielen aus allen Nähten: Schon zweimal waren rund 15.000 Menschen am Mainufer.

Fanmeile in Frankfurt/Main
Fanmeile in Frankfurt/Main

Blackout: Mit dem nicht geahndeten Handball-Spiel von Äquatorialguineas Abwehrspielerin Bruna leistete sich die ungarische Unparteiische Gyoengyi Gaal einen in der Fußball-Geschichte denkwürdigen Faupas.

 


 

Frauen-WM: Resonanz unterschied

Deutschland feiert die WM – aber im Rest der Welt ist die Resonanz verhaltener. In den USA räumen Sender und Zeitungen dem eigenen Team Platz ein und der Sportkanal ESPN zeigt alle Spiele live – doch von großem Interesse oder gar Begeisterung keine Rede. In Brasilien werden viele Spiele übertragen, aber wegen der Zeitverschiebung ungünstig am Mittag oder Nachmittag.

In Frankreich ignorieren die großen TV-Sender die Weltmeisterschaft völlig. Dagegen zeigt in Norwegen und Schweden der größte Kanal alle Spiele komplett; die Presse räumt den Frauen fast so viel Platz ein wie den Männern.

 


 

Doping-Skandal in Nordkoreas Team

Keine Tore geschossen, dafür mit zwei positiven A-Proben belastet: Für Nordkorea ist die Weltmeisterschaft in Deutschland mit einem handfesten Dopingskandal zu Ende gegangen. Zwei Spielerinnen, Song Jong Sun und Jong Puk Sim, sind positiv auf ein anaboles Steroid getestet worden.

Nach dem Spiel gegen Kolumbien musste die komplette nordkoreanische Mannschaft zur Dopingkontrolle antreten. Dies sehen die FIFA-Statuten vor. Die beiden betroffenen Spielerinnen waren nach den ersten beiden Spielen gegen die USA und Schweden getestet worden. Das gesamte Team hat Deutschland bereits verlassen.

 


 

Musikalische Marta mit Triangel

Brasiliens Marta tanzte am Mittwochabend in Frankfurt mal wieder mit einer Triangel musizierend durch die Mixedzone entlang der Journalisten. Was es für ein Geheimnis damit auf sich habe? „Es gibt kein Geheimnis. Ich bin einfach die einzige, die das spielen kann. Also bleibt es an mir hängen“, erklärte die fünfmalige Weltfußballerin, während sie noch mal demonstrativ „kling“ mit ihrer Triangel machte und grinste.

Der andere Superstar Cristiane kam mit einer Timba, einer brasilianischen Handtrommel, aus der Kabine in die Stadionkatakomben geschlendert.

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